erinnerungen an den sommer.

erinnerungen an den sommer klingen nach erdbeerlutscher und zitroneneis und erster liebe und zehen im sand.

aber das vermute ich nur.

denn meine neuen erinnerungen klingen nach klammen fingern und hustensaft, nach schmutzigem schnee und blauen lippen.

stürmische wellen haben meine erinnerungen an den sommer an blanken felsen zerschlagen, an einem kühlen tag im herbst,
nimm das!,
haben sie geschrieen,
wir sind hier, wir werden kommen, immer wieder, schon sind wir wieder da, wir sind da, sind weg, sind da, sind weg!

meine erinnerungen an den sommer sind zerschellt, verzweifelt versuche ich die bruchstücke wieder zu finden, ich will hinlaufen zu den felsen, ich will retten, was zu retten ist, doch da sitzen die neuen, die kalten erinnerungen, da am strand, ich kenne sie noch nicht so gut, aber ich kenne die blicke, die sie mir zuwerfen, bedeutungsschwer, mitleidsschwanger,
halte dich von den felsen fern,
sagen diese blicke,
wenn du ins rutschen kommst, dann –

noch ein bedeutungsschwerer blick, warnend,
wage es nicht, deine erinnerungen heraufzutauchen, wer braucht sie schon, deine erinnerungen an den sommer, vergiss sie doch, lass sie ertrinken!

stürmische wellen haben meine erinnerungen an blanken felsen zerschlagen, und ich soll zuschauen? soll vergessen, woher sie kamen, wohin sie gehen?

nein!
ich stürze mich in die wellen, vergesse die erinnerungen, die kalten, ich schwimme!

mit weit aufgerissenen augen starren mich meine erinnerungen an,
hol uns heraus!,
doch ich schließe meine augen, kann den anblick der zerschlagenen erinnerungen nicht ertragen, drehe mich weg.
unerledigter dinge klettere ich vom glitschigen felsen wieder hinunter, schwimme zurück an den strand, zu den anderen.
schon einen herzschlag später bereue ich es, das weglaufen, ertrinken lassen, doch warnende blicke und stummer protest belehren mich eines schlechteren –

erinnerungen an den sommer?

die klingen nach erdbeerlutscher und zitroneneis und erster liebe und zehen im sand.

aber das vermute ich nur, ich traue mich nicht, es zu wissen.

***

© Fabian Ebner - sinn.wort.spiel.

© Fabian Ebner – sinn.wort.spiel.

 

 

 

 

 

 

 
(danke an meinen sohn für dieses foto seiner schwester.)

6 Kommentare zu “erinnerungen an den sommer.

  1. Pingback: es ist wieder soweit! (#blogparade) | sinn.wort.spiel.

  2. Ja, zum Sommer gehört Sonne, das Meer und all die schönen Düfte… Schade, dass es aktuell immer noch so winterlich ist… Es kann ja nur noch besser werden ;)
    Tolles Foto!!!

    Es grüßt ganz herzlich
    die Alltagsheldin

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    • hihi, das stimmt…
      allerdings geht es (für mich) in ‚erinnerungen an den sommer‘ gar nicht um den sommer. ;)

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