erster akt.
‚Wir befinden uns im Arbeitszimmer eines Paartherapeuten, der hier seine Klienten betreut. Der Raum sollte nicht nach „Arbeit“ riechen, sondern entspannte Atmosphäre vermitteln. Dieser Zwang zur Ungezwungenheit scheint sich gleichmäßig auf das gesamte Mobiliar zu verteilen.
(…)
Die beiden Besucher konzentrieren sich auf den Berater und scheinen mit Anspannung und Nervosität auf seine einleitenden Worte zu warten.‘
joana und valentin haben probleme. echte probleme.
ihre anfangs gute ehe scheint am ende zu sein – wenn es denn je eine gute ehe war. viel mehr scheint es ein kräftemessen gewesen zu sein, ein ich.bin.stärker.als.du, keine liebes.ehe, nein, eine kampf.ehe.
und doch ist da noch etwas, für das es sich zu kämpfen lohnt, ein kleiner funken nur –
doch genau den soll der berater zu neuem feuer entfachen.
zweiter akt.
jede kleinigkeit packen die beiden in diesem raum aus, selbst einzelne worte lassen die stimmung im raum nahezu explodieren.
‚(…)“Tja“ ist quasi seine Lebensphilosophie.‘, beklagt joana. tja, antwortet valentin.
der berater selbst bleibt stets gefasst, hat immer das ziel vor augen, möchte den beiden zeigen, was da noch ist zwischen ihnen – und zwar ‚das Licht und nicht den Schatten.‘ doch seine methoden entsprechen nicht immer dem, was sich das ehepaar vorstellt, zu heiter, zu lustig, zu esoterisch erscheint ihnen so manche übung.
dritter akt.
doch erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt –
und zwar gewaltig.
daniel glattauer schafft es in seinem komödiantischen kammer.spiel in vier akten, die leser/innen als stilles mäuschen in den raum mithineinzuholen, sie mitfiebern, angespannt den atem anhalten zu lassen, und sich abwechselnd auf die eine oder die andere seite zu schlagen. durchatmen? keine chance! wir haben schließlich ein ziel vor augen!
vierter akt.
‚Der Berater hat es plötzlich ziemlich eilig, die Verabschiedung einzuleiten.‘
auch wenn das ziel vor augen an sich eine gute sache ist, es hätten ruhig ein paar seiten mehr sein dürfen. zu schnell erreicht man als leser/in das ziel, klappt das buch zu und denkt: schade, das war’s schon?
ein wenig mehr tiefe hätte den charakteren nicht geschadet, stets treibt die geschichte nur knapp unter der oberfläche, schnappt manchmal hektisch nach luft, traut sich aber nicht so wirklich weiter nach unten in die untiefen, wo die wahren monster auf ihre entdeckung lauern.
oder macht gerade das die leichtigkeit dieser komödie aus, das schwappende und schwebende?
man wird das buch jedenfalls nicht verärgert in eine ecke werfen und aus dem zimmer stampfen, nein, sowas darf nur der therapeut.
‚Der Berater wirft wuchtig sein Handy ins Eck und stampft von der Bühne.‘
ende.
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Die Wunderübung
Daniel Glattauer
Deuticke im Paul Zsolnay Verlag, Wien 2014
ISBN: 978-3-552-06239-9
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dank an die buch.handlung meines vertrauens.