es ist nicht alles yoga, wo #yoga drauf.steht. (#kolumne)

gestern war es so.weit:

der mindful triathlon in münchen ging über die bühne –
und ich war mitten.drin.
seit wochen schon hatte ich mich darauf gefreut, war abends laufen, damit ich die fünf kilo.meter einigermaßen lässig schaffe, hab viel yogiert, um die fünf.und.siebzig minuten vinyasa flow auch richtig genießen zu können –
und die dreißig.minütige meditation inmitten einer riesigen menschen.menge sollte ohnehin eines der high.lights werden.

das waren meine erwartungen.
gekommen ist es dann doch ein wenig anders …
aber so ist es eben mit den eigenen erwartungen.

***

am sonntag früh.morgens in münchen auf.wachen –
und mal nicht lange im bett liegen oder den wecker zu mehr.maligem snoozen zwingen, sondern sofort aus dem bett springen, sich wunder.bar fit und voller vor.freude fühlen.
ein toller start in den tag!

dann, nach einem leichten früh.stück und einer kleinen irr.fahrt rund um den olympia.park, endlich das gelände erreichen, zum check.in gehen, die tasche abgeben und wissen:
jetzt geht’s los!
jetzt laufen (oder tanzen) wir die fünf kilo.meter, und zwar möglichst easy, damit wir dann noch fit für yoga sind –
und bei der meditation nicht einfach ein.schlafen.
hunderte menschen, vorwiegend weiblich, stehen um uns herum, hopsend, lachend, die stimmung ist groß.artig, die beats der musik strömen durch unsere körper, und der yogische impro.rap des hosts heizt die menge noch weiter an, denn:
jetzt geht’s wirklich los!
ich stehe weiter hinten, wippe ein wenig hin und her und fühle mich ein wenig komisch –
massen.veranstaltungen sind ohnehin nicht so meins, aber muss es denn gar so amerikanisch sein?

nach einer weiteren impro.rap.einlage gehts’s dann wirklich.wirklich los.
eine der captains der adidas.runners bereitet die menschen auf den bevorstehenden lauf vor, gemeinschaftliches auf.wärmen ist das ziel.
leider stehe ich genau neben einem der laut.sprecher –
das wort laut hat für mich nun eine neue bedeutung.
denn die gute dame fühlt sich dazu bemüßigt, ordentlich in ihr mikro zu brüllen, sodass ich ihren anweisungen kaum folgen kann, so scheppernd kommt der sound aus den laut.sprechern.
aber ok, es ist laut, es ist aufregend, es ist eben wanderlust! –
auf.wärmen kann ich mich auch selber.

nach einem weiteren motivations.impro.rap geht’s dann wirklich.wirklich.wirklich los:
wir laufen!
die fünf kilo.meter in der morgendlichen hitze sind doch eher anspruchs.voll, zeit.weise habe ich das gefühl, in einer sauna einzuatmen –
also beschließen meine mit.läufer/innen und ich das zu tun, was schon vor dem start empfohlen wurde:
es ruhiger anzugehen, keinen stress zu haben, kräfte zu sparen für den vinyasa flow.
nicht als erste, aber mit leicht rotem kopf und froh, es geschafft zu haben, erreichen wir dann nach einer guten stunde schnellen gehens das ziel.
jetzt ist erst.mal pause, es gibt raw.kombucha und unglaublich leckere süßkartoffel.fritten, acro.yoga.work.shops und slackline.springereien, buden, die yogische waren aller art zu teils horrenden preisen verkaufen –
nur schatten.plätze sind leider rar.

aufgedreht und voll motiviert wandern wir lust.voll – getreu dem motto – auf dem areal umher, betrachten die menschen und das getümmel und lauschen den wunderbar sphärischen klängen des solo.musikers, die sowohl als hintergrund.musik als auch meditations.untermalung einfach groß.artig sind.
(gedanken.notiz an mich selbst: besorg dir diese musik, die yogi/nis werden es genau.so lieben wie du!)

dann ist die pause vorbei, die menschen wandern mit ihren matten auf einen riesigen, leider asphaltierten platz in der prallen sonne.
wir suchen uns ein halb.schattiges plätzchen unter einem baum und freuen uns mit den anderen auf die bevor.stehende yoga.session –
wie toll muss es sein, wenn sich hunderte menschen im gleich.takt zur musik bewegen, hunderte menschen gleich.zeitig ins chaturanga gehen, und dann in die kobra?
der rappende host kommt auf die bühne, es wird wieder angeheizt, ge.impro.rappt, eine junge voll.tätowierte blondine betritt die bühne im sexy outfit und beginnt die bevor.stehende yoga.session mit einer welle, zu der sich alle vor der bühne versammeln müssen.
hände hoch, wieder runter, zuerst die menschen zur linken, dann die menschen zur rechten –
minuten.lang schütteln wir die hände, heben sie, senken sie.
wir machen uns einen spaß daraus, stehen mitten.drin und wellen ebenso wie die anderen, doch nach etlichen minuten reicht es mir –
ich wär jetzt dann bereit für den vinyasa flow, die welle fand ich schon mit sech.zehn entbehrlich.

wir gehen wieder auf unsere matten, treten an den vorderen matten.rand –
und erleben eine yoga.session der sonder.klasse.
laut beschreibung auf der website der veranstaltung sollte es ein fließender und fordernder vinyasa yoga stil werden, den die junge dame offenbar selbst erdacht hat und in dessen name das englische wort ass vorkommt … darauf war ich sehr gespannt.
doch nach dem ersten vinyasa erkenne ich für mich:
die junge dame betreibt yoga als spitzen.sport – und das ist nicht als kompliment gedacht.
die abfolge der asanas ist so unfassbar schnell, dass ich selbst als geübte yogini keine chance habe, mitzukommen –
atmen kann man in diesem tempo ohnehin nicht mehr, zumindest nicht so, wie es im yoga eigentlich sein sollte.
von chaturanga dandasana bis down dog vergehen keine vier sekunden –
und ich beschließe, nicht mehr auf sie zu hören, sondern meinen eigenen flow zu machen, in meinem tempo, einen flow, bei dem ich zeit habe, in der kobra die wolken am himmel zu sehen, die nun gnädiger.weise ein wenig schatten spenden.
irgendwann höre ich nur mehr ihre stimme ins mikro brüllen, kaum auszumachen vor der lauten musik, zu der sich die menschen bewegen –
aber nicht im gleich.klang, sondern irgendwie, jede/r macht etwas anderes, manche gar nichts mehr, etliche rollen sogar ihre matten auf und verlassen das gelände.
mit yoga hat das wenig zu tun –
aber ich übe mich in yogischem gleich.mut und mache mein eigenes ding, versuche, atmung und flow an die musik anzupassen und die stimme der jungen dame auszublenden …
und zwar so lange, bis sie unter weniger tosendem applaus, als sie vermutlich erwartet hat, die bühne verlässt.

ich nehme einen schluck vom wasser, das dankenswerter.weise serviert wird, und bin gespannt auf denjenigen, der die nächste session ansagen wird – ein advanced jivamukti lehrer, offenbar verwandt mit den gründern von eben diesem, bekannt für herausfordernde klassen und tollen humor. außerdem unterrichtet er in new york hip hop asana klassen.
auf der bühne erscheint ein junger mann, der mit leiser stimme beginnt, asanas anzusagen.
die musik ist laut, es ist wirklich anstrengend, seinen ausführungen zu folgen –
ich höre so gut wie nichts und versuche mich an dem zu orientieren, was die menschen vor der bühne machen.
nach ein paar kurzen aufwärmenden asanas legen wir dann auch schon los mit wahrlich advanced arm balances, ein.beinigen asanas, die nur wenige der anwesenden menschen schaffen, und ich frage mich unweigerlich, für wen diese flows eigentlich gedacht sind … massen.tauglich sind sie jedenfalls nicht.
außerdem verwirrt mich, dass wir in jeder asana tanzen sollen, ich weiß weder, wozu, noch wie ich das bewerkstelligen soll – schon mal versucht, in bakasana zu tanzen?

der junge mann sagt ein wenig verworren an, recht oft weiß keiner, was er eigentlich will, wieder machen viele der anwesenden einfach das, von dem sie glauben, dass er es meinen könnte.
ich bemerke anerkennend, dass der junge mann von assistent/innen unterstützt wird, die durch die reihen wandern und die yogierenden in ihren asanas unterstützen –
oder sie einfach in die asana drücken, die gerade angesagt wird.
denn als ich beobachte, wie eine etwas ältere dame in baddha konasana sitzt, die knie nicht direkt am boden, und eine der assistent/innen von oben ihre knie umfasst und einfach fest richtung boden drückt, da hoffe ich insgeheim, dass keiner bemerkt, wie ich hier sitze und ebenfalls damit zu tun habe, meine knie näher zum boden sinken zu lassen.

mein blick wandert über das gelände –
und wieder ist jede/r irgendwo, die menschen machen teilweise nicht einmal dieselbe asana, einfach weil die anleitungen fehlen. ein wenig enttäuscht bin ich schon, gestehe ich mir ein, immerhin hab ich mich gerade auf diese gruppen.dynamik gefreut.
niemand bemerkt, dass wir im linken hinteren eck einfach yoga machen, ohne lässigen schnick.schnack, im flow unseres atems und zur musik –
und das ist wunder.voll.
irgend.wann während dieses hip.hop.flows haben wir unseren eigenen begonnen, manche der umliegenden damen schließen sich uns an, wir erschaffen einfach unsere eigene dynamik.
welchen sinn hätte es auch, sich zu ärgern?
eben.

auch während dieser session ärgert sich aber doch manch eine/r und verlässt das gelände –
schade, aber irgendwie verständlich. der applaus ist auch hier eher verhalten, selbst das mehrmalige einfordern ändert nichts daran, dass nur wenige menschen echte begeisterung zeigen.
noch immer verhüllen wolken den himmel, die temperatur ist angenehm, ich sitze auf meiner matte und warte auf die meditation –
von der ich eigentlich nichts mehr erwarte:
wenn schon das yoga so schräg war, wie toll wird dann wohl die meditation sein?

aber ich werde eines besseren belehrt:
der anwesende buddhistische lehrer ist ein toller mann, der in amerika mit jugendlichen und in gefängnissen arbeitet, und der offenbar wirklich lebt, wovon er spricht.
vollkommen in sich ruhend sitzt er auf der bühne und spricht mit angenehmer stimme, erreicht die menschen und sagt eine wunder.volle meditation an –
deren anfang ich aber verpasse, weil ich die stimmung beobachten möchte.
und endlich erlebe ich das, was ich mir ausgemalt habe:
vollkommen ruhige menschen, die eng.an.eng nebeneinander sitzen oder liegen, mit geschlossenen augen, niemand bewegt sich, alle lauschen den klängen der musik und der stimme des lehrers, der uns in eine welt in uns selbst entführt.
voller freude im herzen schließe auch ich meine augen, lasse mich von seiner stimme begleiten –
und sitze zwanzig minuten später glücklich und zufrieden auf meiner matte, voller energie und positiver vibes und froh, dabei gewesen zu sein.
auch wenn es mehr hiphop.festival und weniger yoga war –
aber hip hop mag ich ja sowieso.

***

im nach.hinein betrachtet war es ein wunder.barer tag mit wunder.baren menschen, ein echtes erlebnis –
und ich habe wahn.sinnig viel gelernt, darüber, was yoga für mich ist, was es für mich nicht ist, wie ich unterrichten möchte und was ich den menschen mit.geben möchte.
gib voll.gas und denk keine sekunde an dich, während du yogierst, denn dafür hast du keine zeit, und spür bloß nicht in deinen körper hinein
ist es jeden.falls nicht.

namaste.

*

übrigens:
einer meiner lieblings.lehrer, young ho kim, schafft es, dass eine große menge von menschen in einem yoga.flow verschmilzt.
und genau sowas in der art hab ich erwartet, menschen, die sich zur musik bewegen, arme und beine, die zu einer ein.heit verschmelzen –
aber so ist das eben mit den eigenen erwartungen.

© Denis Junker - Fotolia.com

© Denis Junker – Fotolia.com

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