bade.wanne. (3)

so kalt.

das wasser ist so kalt, ich fühl mich erfroren, in einen eisblock eingefroren, ich bin ein eisklumpen und treibe auf dem meer, ich kann mich nicht bewegen,

VERDAMMT, ICH KANN MICH NICHT BEWEGEN!

ich muss raus hier, endlich raus, ich kann es einfach nicht mehr ertragen, das wasser und die dunkelheit und die kälte und den geruch, der geruch ist es, was ich am meisten verabscheue, ich hasse den geruch hier, ich will das wasser gar nicht sehen, es sieht furchtbar aus, ich kann das wasser hier auch gar nicht sehen, es ist so dunkel, kein licht dringt herein zu mir, da muss ich das wasser nicht ansehen, sind da wieder die schritte?

bitte bitte bitte, lieber gott, lass da schritte sein, bitte, lieber gott, mach, dass die klappe kurz aufgeht, nur kurz, ich brauche frische luft, ich will einatmen, durch die nase einatmen, ich habe hunger, ich habe durst, verdammt, ich habe so großen durst, bald trinke ich einen schluck wasser, das wasser ist so ekelhaft, es stinkt, aber ich habe durst, ich kann nicht mehr, ich muss trinken, trinken, bevor ich ertrinke, aber nein, da waren keine schritte, ich bin allein, immer noch allein, ich muss trinken, mein hals tut so weh, bitte, bitte, nur einen schluck wasser, einmal, da kam eistee durch die klappe, der war selbst gemacht, so lecker war der, mhmmm, zitrone war drin und pfefferminze und honig und ich darf nicht durch die nase einatmen, nein, nicht übergeben, bloß nicht, ich muss mich zusammenreißen, ich darf nicht zittern, wenn ich zittere, merke ich, wie kalt das wasser ist, unbewegt liegen, auf die schritte warten, vielleicht kommen sie wieder, ich kann schon den eistee schmecken, pfirsich diesmal, mit ingwer, mhmmm, frische luft aus der klappe und das lied, das geht mir nicht aus dem kopf, diese worte, oh help me jesus, come through the storm, ja komm, herr jesus christ, komm durch den sturm, hol mich ab und bring mich heim, aber wie geht das lied weiter, through the storm, I had to lose her, to do her harm, i heard her holler, was ist holler denn für ein Wort, ja ich brülle auch, ganz laut, ich brülle, aber mich hört keiner, es ist niemand da, aber ich kann jemanden hören, ich kann sie hören, I heard her holler, I heard her moan, my lovely daughter, I took her home, wer wird mich heimbringen, heimbringen, wer wird mich erlösen, wenn ich laut schreie und brülle, herr jesus, komm und hol mich, sonst muss ich schreien!

***

(weiter.lesen.)

Werbung

bade.wanne. (2)

einatmen.
ausatmen.
einatmen.
ausatmen.

und – ein wenig wärme in den rechten kleinen zeh denken.
wärme.
rechter kleiner zeh.
einatmen.
wärme.
rechter kleiner zeh.
ausatmen.
einatmen.

es wirkt schon, es wirkt, ah, der rechte kleine zeh, ich spüre ihn wieder, aber bewegen kann ich ihn noch immer nicht, ich muss an mehr wärme denken.

mehr wärme.
rechter kleiner zeh.
mehr wärme.
rechter kleiner zeh.

MEHR WÄRME, VERDAMMT, IN DEN RECHTEN KLEINEN ZEH,
SOFORT!

pscht.
pscht!

nicht so laut denken.
sonst hör ich sie nicht, die schritte, wenn sie kommen, und dann erschreck ich mich so vor dem licht, viel zuviel licht kommt durch diese klappe, die klappe beschützt mich vor dem licht, dunkel ist besser, viel besser, dunkel beschützt mich und macht mich blind, ich will gar nicht sehen, was mich umgibt, alles grauenhaft, alles dreckig, alles kalt.

ruhig bleiben, tief einatmen, ausatmen.
vor mir selbst ekle ich mich, am meisten vor mir selbst, ja, aber ich ekle mich auch vor dem wasser, das wasser ist so kalt und so ekelhaft und so unglaublich kalt –
doch vor allem ist das wasser ekelhaft, nicht daran denken, bloß nicht daran denken, was ich mit dem wasser machen muss, ich kann nichts riechen, ich kann nichts riechen, ich muss

ausatmen.
dann kann ich nichts riechen.

nur ausatmen.

und einatmen,
durch den mund einatmen, nichts riechen.
und an etwas anderes denken.
an selbst gemachten eistee, vielleicht.

***

(weiter.lesen.)

bade.wanne. (1)

das wasser ist überall.
ebenso die dunkelheit.
und die kälte.

am schlimmsten aber ist die vollkommene orientierungslosigkeit, das völlige fehlen von gestern und heute.
an das kalte wasser habe ich mich schon gewöhnt, gezwungenermaßen, auch an das gefühl, meine haut wäre ein alter waschlappen, der sich langsam ablöst und zersetzt.

doch die ungewissheit, wann diese klappe wieder geöffnet wird, wann ich endlich den lichtstrahl wieder erkennen kann, der mich blendet, den ich aber versuche festzuhalten in meiner erinnerung – diese ungewissheit macht mich verrückt.

bloß nicht loslassen, halt es fest!
schreit mein herz, denn es kann eine kleine ewigkeit vergehen, bevor der lichtstrahl erneut hoffnung auf ein ende meiner qual macht.
hoffen, warten, sekunden zählen –
oder zähle ich schon stunden?
vielleicht tage?

manchmal zittere ich noch, aber nur ein wenig, denn zuviel zittern lässt das wasser wellen schlagen, ganz kleine nur, doch das geräusch der sich brechenden wellen hallt so lange nach, als wolle es nie wieder aufhören.

und die stille ist wichtig, die stille darf ich nicht durchbrechen, ich muss doch auf die schritte hören, ich darf sie nicht verpassen!
diese schritte, die kurzes licht bringen, auch kleine speisen, naschereien manchmal, und ganz selten einen schluck selbstgemachten eistee – und die dann wieder verhallen, bis ich sie nur noch in der erinnerung höre, während ich wieder versuche, das wasser, die kälte und die dunkelheit zu vergessen, und an schönere tage denke, an denen ich mir den eistee noch selber hatte einschenken können.

***

(weiter.lesen.)

öfter mal was neues. (#kolume)

ich stecke fest.
ernst.haft.
ich komm nicht mehr weiter.
der sog hat mich irgendwie ausgespuckt, es regnet und regnet und alles ist rot –
doch wohin führt mich die reise?
mit dem blei.stift in der hand sitz ich über dem notiz.buch und grüble –
aber es ist wie es ist:
der sog hat mich ausgespuckt.
ich glaube, ich brauche eine pause vom roten regen‘, ich muss mal alles durch.denken, neu.denken, vielleicht anders.denken?
und mich selbst ab.lenken.
und ich weiß auch schon, womit.

schon mal darüber nach.gedacht, wie es sein könnte, in einer bade.wanne eingesperrt zu sein?
nein, natürlich nicht.
(manchmal frag ich mich, ob sich das außer mir überhaupt schon jemand gefragt hat.
und dann mach ich mir sorgen –
meine oma würde sagen:
also normal ist das nicht.)

mag sein.
aber normal ist ohnehin nicht so meins.
also zeig ich Euch meinen versuch des
frau ist in badewanne eingesperrt und weiß nicht wieso.

habt spaß!
(also, falls man an so etwas spaß haben kann.)

*

© Denis Junker - Fotolia.com

© Denis Junker – Fotolia.com