roter regen | 23

… bist du?
hörte ich mich flüstern.

ich lag eingerollt wie eine keller.assel auf dem boden vor der tür, die noch immer einen spalt weit geöffnet war und durch die noch immer ein rötlicher schein drang.
ich lag da, als wäre ich nie in dem raum dahinter gewesen, als wäre ich einfach zusammengebrochen wie der jammer.lappen, für den ich mich selber hielt.
langsam setzte ich mich auf, rieb mir die augen und stellte verwundert fest, dass meine hände von einem leichten, roten flaum überzogen waren –
ein flaum, den ich schon einmal bemerkt hatte, nach dem roten regen, der über meinem garten niedergegangen war, und von dem auch lady eleonore in ihrem tagebuch berichtet hatte.
rund um mich waren sandige fuß.spuren zu sehen, so als wäre jemand direkt vom strand in mein haus gelaufen.

entsetzt sprang ich auf und rannte ins badezimmer, wusch mir meine hände mit heißem wasser, um den roten flaum loszuwerden, der auf meinen händen festgewachsen zu sein schien, und schaffte es dann gerade noch zu meinem bett. dort ließ ich mich matt und unendlich müde in die kissen fallen und sank in einen tiefen, traumlosen schlaf.

und während ich mich oben in meinem bett von den geschehnissen erholte, hob unten im keller wieder der un.heimliche gesang an –
sanft nur, elegisch, und un.endlich traurig.

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roter regen | 21

ein schritt.
noch einer.
und noch einer.

der gesang, der immer lauter wurde.
der schwindel, der von mir ergriffen hatte.
der rote schein, der durch den geöffneten spalt der tür drang.

ein weiterer schritt.
die tür war zum greifen nahe.
noch ein schritt, dann konnte ich die tür weiter öffnen, der spalt wurde größer, ich konnte schon einen blick auf das erhaschen, was hinter der tür lag.
ich hielt den atem an, doch ich bemerkte es kaum. ich hörte mein blut in den ohren rauschen, lauter noch als den unheimlichen gesang.
ich machte noch einen schritt, stand schon fast in dem raum hinter tür, da hielt ich noch einmal inne.

was ich da hörte, war nicht mein blut, das in den ohren rauschte –
es war meeres.rauschen.
ja, ganz eindeutig, ich hörte das meer, die brandung, und da, das war eine möwe!

das meer?
hinter einer tür in meinem keller?
ich war mir sicher, den verstand verloren zu haben, und dennoch konnte ich nicht anders –
ich machte noch einen schritt, den letzten schritt, und trat damit über die schwelle.

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roter regen. | 18

doch ich ignorierte sämtliche warnungen und wunderte mich nur –
wie konnte es sein, dass in einem so großen, alten haus nicht ein einziges werk.zeug zu finden war?

verärgert und ein wenig enttäuscht, mein vorhaben schon wieder auf unbestimmte zeit verschieben zu müssen, nahm ich den kopf.hörer ab. bis zu diesem zeitpunkt hatte ich das singen im keller erfolgreich verdrängen können –
doch kaum, dass ich den kopf.hörer abgenommen hatte, verschlang mich der gesang, ich konnte ihn mit jeder faser meines körpers wahrnehmen, er schien mich vollkommen zu vereinnahmen.

überzeugt, von dieser musik wahn.sinnig zu werden, schloss ich die augen, hielt ich mir die ohren zu und drehte mich langsam mehrmals im kreis, wie um mich aus diesem sog zu befreien.
als ich mehrere umdrehungen hinter mir hatte, öffnete ich wieder meine augen.
doch ich hatte mich gar nicht im kreis gedreht –
ich hatte mich mit dem gesicht zur tür gedreht.

zu jener tür, die weder eine klinke noch ein schloss hatte, die aber nun, nach meinem komischen tanz, einen spalt weit offen stand und mich einzuladen schien, den raum dahinter zu erkunden.

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roter regen | 16

vormittags.
nach.denken.

mittags.
ein schnelles sandwich am küchen.tisch.

nachmittags.
nach.denken.

abends.
tiefkühlpizza aus dem backofen.

danach.
kein mut mehr, um in den keller zu gehen.

den ganzen tag über hatte ich versucht, alle gedanken an den keller zu vermeiden. doch –
je mehr ich es vermeiden wollte, umso mehr hatte ich dann daran gedacht.
als ich abends meinen schreib.tisch betrachtete, fand ich die alten dokumente über lady eleonore, ihr tage.buch, pläne des hauses –
alles wild verteilt, durcheinander. ich konnte mich nicht erinnern, darin gelesen zu haben. ich wusste nur, ich musste diese tür im keller öffnen.

egal wie.
aber nicht mehr an diesem tag.

ich würde das öffnen der tür auf den nächsten tag verschieben, oder auf den über.nächsten. immerhin mußte ich mir erst eine axt organisieren, einen plan schmieden – und einen freien kopf bekommen.
dann würde ich klarheit schaffen, was es mit dem haus auf sich hatte.

und mich wieder aus dem sog befreien.

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roter regen | 15

da war gesang.

seit ich an diesem morgen aufgewacht war, schien gesang aus dem keller durch das gesamte haus zu schallen. doch irgend.wie nicht richtig laut, ich konnte den gesang mehr fühlen als hören.
wieder murmelte der wider.stand in mir –
und wieder hörte ich nicht hin.

wie sollte man denn bitteschön gesang in sich fühlen?
das klang alles so verrückt.
ich hatte mich zwar seit meinen studien über lady eleonore damit abgefunden, dass die leute in meiner umgebung mich für verrückt hielten, aber im moment war ich selbst davon überzeugt, verrückt zu sein.

es gab nur eine möglichkeit:
ich musste in den keller gehen, mit meiner taschen.lampe, am besten auch mit einer axt, um die tür aufschlagen zu können. dort unten im keller würde ich mich davon überzeugen, dass niemand sang, dass ich allein in meinem rosen.haus wohnte –

und hoffentlich auch davon, dass ich nicht verrückt war.

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* * *

wie alles begann.

roter regen | 14

am nächsten morgen erwachte ich mit stechendem kopfschmerz.
ich setzte mich in meinem bett auf, hatte zuerst keine ahnung, wo ich war, oder warum ich in diesem staubigen bett lag, doch nach ein paar minuten kam meine erinnerung zurück.
beim gedanken an den regen, –

den roten regen –

dem ich mich gestern ausgesetzt hatte, durchfuhr mich ein schauer.
wie hatte ich nur diese unglaublich dumme idee haben können? mich in den regen zu stellen, freiwillig!

ich stand auf, wankte ins badezimmer und wusch mir mein gesicht. als ich mich abtrocknete, bemerkte ich eine rote stelle am haaransatz, klein nur, aber nicht zu übersehen.
ich packte mein handtuch und rubbelte darüber, doch die stelle blieb rot.
bei näherer betrachtung stellte ich fest, dass die stelle aussah, als hätte ich mir roten samt ins gesicht geklebt. ich betupfte den fleck mit einem starken desinfektionsmittel und hoffte, dass sie morgen wieder verschwunden sein würde.

einen kurzen moment lang hatte ich zweifel, ob es die richtige entscheidung gewesen war, das rosenhaus zu kaufen. schon am ersten tag so viele verrückte ereignisse: die tür im keller, der rote regen, samtige flecken im gesicht –
und der gesang schien auch immer stärker zu werden.

hatte ich einen fehler gemacht?
sollte ich besser wieder abfahren, versuchen, dem sog zu entkommen?

oder war es dafür schon zu spät?

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garten.stille. (#lyrik)

wenig zeit.
vor.weihnachts.stress.

und trotzdem:
so still.
und so schön!

sinn.wort.spiel.

stille liegt über dem garten.
pst.
kein wort!

nur die kleinen, rot.gelben tänzer fliegen durch die luft.
laut.los, ohne auch nur das geringste geräusch.
erst, wenn sie ihr grünes ziel erreichen, geben sie ein seufzen von sich.
ganz leise, nicht mehr als ein rascheln, eine sanfte berührung –
dann wieder stille.

stille liegt über dem garten.
pst.
kein wort!

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roter regen | 12

der widerstand in mir schien mich festhalten zu wollen.

lass es sein, sieh nicht hin!

murmelte der widerstand.
doch ich konnte nicht anders, ich musste hinsehen.
jetzt erst recht.

der regen hatte meinen rosengarten in ein noch prächtigeres farbenmeer verwandelt, als er ohnehin schon war.
das rot der rosen strahlte –
und doch war es anders als sonst.

ich trat näher ans fenster, um meine rosen besser sehen zu können, und wollte schon die tür öffnen, als mich der gedanke an die nässe dort draußen innehalten ließ.

nein, nass werden wollte ich um keinen preis.
aber meine rosen, die wollte ich sehen, dort draußen im regen.
ein zufälliger blick auf meine bäume rund um den rosengarten ließ mich innehalten.

seit wann waren auch die bäume in meinem garten rot?
dort standen nadelbäume und laubbäume, aber keine roten.
und doch war es so:
in meinem garten standen plötzlich rote bäume.

nein, das entsprach so nicht der wahrheit.
die bäume in meinem garten waren grün, doch der regen tropfte rot von ihnen herab und ließ sie leuchten.
auch das wasser in dem kleinen springbrunnen hatte sich rot verfärbt, die lacken auf der terrasse schienen aus blut zu bestehen, und auf meinem auto zog der regen rote schlieren.

ich war so entsetzt, dass ich meine abneigung gegen die nässe und den regen vergaß und auf die terrasse stürmte.

da stand ich nun, zitternd, im kalten regen, mit zum himmel erhobenen kopf –
und starrte mit weit aufgerissenen augen nach oben.

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es reicht! (#kolumne)

wirklich, mir reicht’s.
nicht ein bisschen oder gar nur ein wenig, nein,
mir reicht es ganz gewaltig!

ich mein, das muss doch wirklich nicht sein, oder?
es ginge doch auch anders!
es kann doch nicht sein, dass es so enden muss –
aber Ihr lasst mir leider keine wahl.

jedes jahr das.selbe spiel.
sobald die dämmerung sich an.bahnt, kommt Ihr heraus. ekel.hafte biester, warum gibt es Euch überhaupt? keiner mag Euch – abgesehen von ein paar stacheligen zeit.genossen oder jenen, die das duck.face perfektioniert haben, aber die zählen nicht, nein, auf keinen fall.
alles ist voll von Euch, in jeder ritze sehe ich Euch sitzen, Ihr lauert, wartet nur darauf, dass endlich die sonne vom himmel verschwindet oder ein regen.schauer Euch den weg bereitet –
und dann schlagt Ihr zu!
leise, ganz leise, kommt Ihr hervor – und warum?
weil Ihr nicht mal einen ton von Euch geben könnt, nicht mal, wenn Ihr wolltet!
gestraft seid Ihr mit ewigem schweigen –
und dennoch seid Ihr die schlimmsten übel.täter, seit es das wort garten gibt.

nichts ist sicher vor Euch, überall findet man Eure spuren, und manchmal, wenn es lange geregnet hat, findet man nicht einmal mehr spuren –
man findet nichts mehr, man steht vor der völligen zerstörung dessen, was man mit seinem herz.blut groß.gezogen hat.
weinen, das ist es, was mir noch bleibt –
denn waffe kenne ich keine gegen Euch.
egal, was ich probiere, Ihr kommt immer wieder, Ihr werdet immer mehr –
und immer wieder beginnt der kampf von neuem.

denn das ist es –
ein kampf gegen Euch schleim.monster.
ekel.hafte schnecken.

igitt.

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© Denis Junker - Fotolia.com

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