kerze im fenster. | 2

denn die musik, die er heute aus dem zweiten zimmer auf der rechten seite hört, ist eine andere.
genauso leise, genauso rhythmisch –
aber trotzdem anders.

er legt seine kribbelnden finger auf die türklinke, drückt sie leise hinunter und öffnet die tür ins dunkle zimmer. die musik wird ein wenig lauter, er riecht ein parfum.
aber auch das ist ein anderes als an den vorherigen donnerstagen.
noch bevor er die tür ganz geschlossen hat, beginnt er, seinen gürtel zu öffnen.
zwei schritte weiter lässt er die hose an den beinen entlang nach unten rutschen und schüttelt sie ab.
drei schritte weiter fällt das shirt.
einen schritt weiter die boxershorts.

dann ist er am bett angekommen – so wie jeden donnerstag.
er kann nur umrisse erkennen, eine dunkle silhouette liegt auf dem bett, doch im widerschein der kleinen kerze erkennt er kaum mehr als das.
muss er auch nicht –
er weiß, was ihn erwartet.

so wie jeden donnerstag in den vielen monaten zuvor geht er rund um das bett, hebt die leichte decke und schlüpft darunter. wärme empfängt ihn, er kann einen körper neben sich spüren, einen körper, der leicht zurückweicht, als er sich nackt an ihn schmiegt. doch auch das kennt er, er lässt sich nicht abhalten, rückt näher, umfängt den anderen körper, fühlt ihn –
und schließt die augen.

***

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eine liebes.geschichte – aber anders. (#liebe)

eine liebes.geschichte schreiben.
kann ich das überhaupt?
schmetterlinge im bauch und rosa.rote brille?
rosen.blätter am boden und schwülstiger smooth jazz?

nein.
das kann ich nicht schreiben.
und das will ich auch gar nicht.
denn liebe ist nicht immer rosa.rot und schmetterlinge und schmachten und michael bolton.
liebe kann auch anders.
und liebe soll anders.

ich wage es, greife tief in meine ideen.schublade und hole eine idee hervor, die ich schon vor einiger zeit hatte – deren umsetzung ich aber immer fürchtete.
warum eigentlich?

denn:
liebe muss nicht.
liebe kann.

***

kerze im fenster. (1)

kerze im fenster. | 1

so wie jeden donnerstag steht er unter dem fenster und blickt nach oben.
so wie jeden donnerstag zählt er die fenster, kontrolliert, ob es auch wirklich das dritte von links im ersten stock ist.
so wie jeden donnerstag brennt genau dort, im dritten fenster von links im ersten stock, die kleine kerze.
meistens  eine rote –
an diesem donnerstag aber eine weiße.

und so wie jeden donnerstag steht er einen kleinen augenblick ganz still da unten, sieht nach oben, verliert sich in der flamme, ehe er die tür öffnet und in den dunklen hausflur tritt.

wenn dann die tür hinter ihm ins schloss fällt, wenn ihn der muffige geruch im flur in der nase kitzelt, auch dann hält er noch einmal inne, genießt die vorfreude, geht dann zur treppe und hinauf in den ersten stock.

dort, die tür mit dem kleinen blumenaufkleber.
er öffnet sie, ohne zu läuten, wie jeden donnerstag.
er hängt seine jacke an den kleiderständer, an den er sie jeden donnerstag hängt.
und so wie jeden donnerstag hört er schon die leise musik aus dem zweiten zimmer auf der rechten seite, neben dem bad.
leise, rhythmisch, immer die gleiche, nie eine andere.

und obwohl er das alles schon seit monaten kennt, erregt es ihn jedes mal aufs neue.
und jedes mal verstärkt sich diese erregung, er entdeckt neue feinheiten, kleine details, die er an den donnerstagen zuvor noch nicht entdeckt hatte.

so auch dieses mal.

***

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