funkelnde lichter an der decke.
aber.tausende rote und goldene glüh.birnen tauchen den saal in fast weihnachtliche stimmung.
ein wenig ehrfürchtig blicke ich mich um.
ringsumher getuschel, gekichere, geraschle und gehuste.
es herrscht eine stimmung wie vor einer kirmes.bude –
kau.gummi wird gekaut, bosna wird verkauft, dazu ein becher apfel.saft.
fahrstuhl.musik verkürzt die wartezeit, langsam aber stetig füllt sich der saal, freie plätze sind kaum noch zu sehen.
nur direkt neben dem eingang zur manege –
aber wer möchte dem meister schon im rücken sitzen?
dann plötzlich gehen die lichter aus, tosender applaus erfüllt den raum, der meister betritt die manege.
nein, nur der moderator des abends –
der jedoch kann gleich zu beginn durch wort.witz punkten.
als nach der kurzen begrüßung endlich der meister den raum betritt, ist der applaus noch frenetischer als zuvor.
schon, als er in die manege kommt, fällt mir das kleine, wein.rote büchlein auf, dass er unter dem arm trägt.
hm.
‚doctor sleep‘ ist ein dicker wälzer, wie fast jedes seiner bücher.
er wird doch nicht … ?
oder doch … ?
seine begrüßung vertreibt alle gedanken, gespannt lausche ich seinen worten.
gemütlich, fast freundschaftlich spricht der meister zu seinen fans, immer einen scherz auf den lippen.
jedes zwinkern seiner augen wird mit einem weiteren begeisterten applaus belohnt.
mir drängt sich ein gedanke auf:
ist er hier das raub.tier oder der clown –
oder gar der zirkus.direktor?
das nun folgende interview ist charmant.
der moderator stellt fragen, der meister beantwortet sie, und in überraschend lustiger und schlag.fertiger manier übersetzt der moderator dann alles ins deutsche.
ob es denn in der familie läge, das schreiben,
fragt der moderator,
und wie man seine kinder dazu bekäme, auch zu schreiben.
nun, es sei doch ganz einfach, seine kinder zum schreiben zu bewegen,
antwortet der, der es wissen muss,
man müsse ihnen nur klarmachen: if you write, you eat.
wieder ein augen.zwinkern, wieder applaus.
fast vergesse ich, dass ich mit ein paar tausend menschen in einem raum sitze, es wirkt, als säßen die beiden in einem gemütlichen lese.zimmer vor einem kamin, ein glas rot.wein in der hand.
wenn ich mich anstrenge, kann ich vielleicht sogar das prasseln des feuers hören, das beerige bouquet des weines riechen.
erst das klatschen der anderen holt mich wieder in die wirklichkeit zurück.
der meister hat das kleine, wein.rote büchlein zur hand genommen, und tatsächlich:
er schaltet es an der unter.seite ein.
ich bin begeistert – ein autor, der aus seinem werk liest, und das aus einem eReader.
zügig und ohne unnötige pausen liest er eine (leider) recht kurze stelle aus ‚doctor sleep‘.
noch ungeöffnet liegt es bei mir auf dem nacht.tisch –
es ist also wahrlich spannend für mich, seinen worten zu lauschen.
erst recht, als jener mann die bühne betritt, der des meisters hör.bücher eingelesen hat –
eine kleine, zarte begrüßung, dann legt er los.
und wie!
ein ganzes kapitel liest er, mit einer stimme, die allein schon gänse.haut erzeugt.
jedes wort, jede pause, jede betonung sitzt, und sogar der kleine ver.leser wird so eingebaut, dass man das gefühl hat:
ja, genau so hat es müssen sein!
selbst der meister lauscht interessiert den deutschen worten, auch wenn er nichts versteht, aber er hat recht:
bei so einer lesung reicht es schon, den klang der worte zu vernehmen, die bedeutung der worte tritt in den hinter.grund.
danach stellt der moderator noch ein paar fragen – dieses und jenes, öffentliches und privates.
und wieder ist der meister ein wahrer profi:
schelmisch, fast lausbubenhaft, hat er immer eine anekdote auf den lippen.
stets begleitet von den worten:
never believe a writer.
die zeit verfliegt, schon naht das ende.
das publikum darf noch drei fragen stellen –
wäre ich an der reihe gewesen, ich hätte andere fragen gestellt.
oder nein –
ich hätte einfach nur danke gesagt.
danke für all die spannenden zeiten, in denen ich mich kaum von seinen büchern trennen konnte.
so nah wirkt er, wie er da unten auf dem dreh.stuhl sitzt –
und doch so weit weg.
so privat und ehrlich –
aber ich soll doch einem autor nicht alles glauben!
am ende ist alles, was gesprochen wird, vielleicht nur eine schillernde seifen.blase, von der niemand weiß, was wahrheit ist, und was nicht.
doch das macht nichts.
manchmal reicht es schon, einfach nur die seifen.blase zu beobachten, sich zu freuen, dass es sie gibt, und zu hoffen, dass sie niemals zerplatzt.
als der meister dann die manege verlässt, steht das publikum und applaudiert minutenlang.
erst, als der moderator das gewinn.spiel anspricht, ebbt der applaus wieder ab.
auch ich bin von meinem platz aufgestanden und schicke dem idol meiner jugend meinen applaus hinterher.
die ersten verlassen schon den saal, die roten und goldenen lichter erhellen wieder den ganzen raum –
und doch, dort unten, recht klein, dafür umso strahlender und schillernder, schwebt die seifen.blase.
sie hält, ist nicht zerplatzt, selbst lärm und licht und wirklichkeit können ihr nichts anhaben.
thankee.sai.
***

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