ein lügen.gedicht über mich | #schreibwerkstatt

morgens
bin ich müde und matt
schwach
würde mein vater sagen

mittags
bin ich vom leben gezeichnet
verbraucht
würde mein vater sagen

abends
bin ich traurig und allein
einsam
würde mein vater sagen

mein leben ist ein einziger scherbenhaufen

* * *

dies ist meine idee zur letzten haus.aufgabe in der schreib.werkstatt:
schreib ein gedicht über dich selbst, in dem nichts stimmt –
und diesmal ist es auto.biografisch.

 

 

das wahre leben | 3

stille überall.
draußen vor den fenstern der wohnung regiert die dunkelheit –
und auch in der wohnung ist es finstere nacht.

sie konnte nicht anders, sie konnte den dunklen balkon nicht verlassen, kein licht in der wohnung anmachen –
denn in ihr ist es schwarz, kalt, kein licht.strahl erhellt die dunkelheit ihrer gefühle, sie fühlt sich grau und immer grauer, mit jeder minute, die verstreicht, mit jeder minute, in der sie denkt, denken muss … und es doch nicht will. Weiterlesen

zerbrochen. (#lyrik)

heute nacht ist etwas
zerbrochen
ganz leise
ist ein teil des ganzen
abgesplittert
hat seinen glanz verloren
und liegt jetzt irgendwo
unter dem sofa

ich kann noch das glitzern erkennen
ganz schwach
wenn ich mit der taschenlampe die
staubflusen unter dem sofa erschrecke
vielleicht
finde ich es noch rechtzeitig
das verlorene stück
und kann es wieder zum leuchten bringen –

aber sicher bin ich mir nicht

*

romantik pur. (#kolumne)

weil romantik un.endlich ist –
und wir das nie vergessen sollten.

*

sinn.wort.spiel.

romantik. 
woher kommt dieser begriff eigentlich?
das internet sagt –
‚die romantik ist eine kulturgeschichtliche epoche, die vom ende des 18. jahrhunderts bis weit in das 19. jahrhundert hinein dauerte und sich insbesondere auf den gebieten der bildenden kunst, der literatur und der musik äußerte. in der literatur der romantik (ca. 1795–1848) unterscheidet man frühromantik (bis 1804), hochromantik (bis 1815) und spätromantik (bis 1848).‘

um diesen begriff der romantik geht es aber heute nicht.
es geht um
herz.schmerz, sich verzehren, rote rosen, weiße nelken, heiße liebes.schwüre unter leicht geöffneten fenstern im lauen sommer.wind.
vielleicht sogar um
sich bis ans ende der welt lieben, händchen.haltend durchs leben spazieren, im mond.schein mit verträumtem blick am ufer eines sees sitzen. 
ist das romantik?
ist es schon romantisch, eine kerze zu entzünden?
oder ist das eigentlich romantische, das gemeinsame flackern des kerzen.scheins zu beobachten, wie es kleine schatten an die wand wirft, zu schweigen – und im schweigen des anderen so viel zu hören?

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tag für tag für #tag. (#kolumne)

mit dem jahres.rück.blick ist es immer so eine sache.
was schreibt man hinein, worauf blickt man zurück, wen interessiert es eigentlich –

interessiert es eigentlich überhaupt jemanden?

so viele fragen –
und irgendwie keine einfache antwort.
als jahres.abschluss eignet sich so ein rück.blick alle.mal.
er ordnet die gedanken, macht den kopf frei für neue ideen und spannende projekte, lässt einen aus.blicken und ein.gestehen –
und das kann manchmal sehr befreiend sein.

mein jahres.rück.blick hat dieses jahr aber ein wenig mehr zu bieten als in den jahren zuvor, es hat sich wahn.sinnig viel getan, so viel ist passiert, gutes und weniger gutes, dinge, an die man sich gerne erinnert, und auch dinge, an die man lieber nicht mehr denken möchte.

da gab es etwa den einen tag im sommer, an dem die sonne in den nuss.baum schien, die blätter in sattem grün erstrahlen ließ, vorne zwei menschen, ein paar mehr dahinter – und das kleine wort ja, das an diesem tag zu großen ehren kam.
oder jenen tag, auch dieser im sommer, an dem dunkle trauer.wolken die sonne verhüllten und tränen.verschleierte blicke gar nicht bemerkten, mit welch tiefem blau der himmel die menschen darunter hätte betören wollen.
es gab jenen tag im herbst, an dem aus einem kleinen schreib.auftrag eine interessante neue aufgabe wurde.
und den wahnsinnig aufregenden tag, an dem ein lang gehegter traum wirklichkeit wurde.
und dann war da noch jener tag im früh.sommer, an dem das telefon läutete, weil es etwas zu schreiben gab – und aus wort.klaubereien eine nette freundschaft samt spannender neuer ideen wurde.

und es gab den einen tag, an dem ein lieb.gewonnener mensch beschloss, an all dem nicht mehr teilhaben zu wollen.
welcher tag das war?
das weiß ich nicht.
vielleicht einer jener tage im frühling, an denen es noch zu kalt ist, um ohne jacke aus dem haus zu gehen, und doch zu warm, um eine mütze aufzusetzen.
einer jener tage, an denen ein zarter wind.hauch uns frösteln lässt und uns leise ins ohr haucht
obacht, meine liebe, erkälte dich nicht. 

dieser eine tag, von dem ich nicht weiß, welcher es war, dem möchte ich eines mit auf den weg geben:
ich mag dich nicht. du hast mir etwas weggenommen, etwas, das ich sehr gern hatte.
und du bist es, der die schuld an dem schatten trägt, der über all den wunderbaren erinnerungen an dieses jahr liegt.
schäm dich, du tag!
und sei dir gewiss:
ich werde dich finden!

© Denis Junker - Fotolia.com

© Denis Junker – Fotolia.com

kerze im fenster. | 2

denn die musik, die er heute aus dem zweiten zimmer auf der rechten seite hört, ist eine andere.
genauso leise, genauso rhythmisch –
aber trotzdem anders.

er legt seine kribbelnden finger auf die türklinke, drückt sie leise hinunter und öffnet die tür ins dunkle zimmer. die musik wird ein wenig lauter, er riecht ein parfum.
aber auch das ist ein anderes als an den vorherigen donnerstagen.
noch bevor er die tür ganz geschlossen hat, beginnt er, seinen gürtel zu öffnen.
zwei schritte weiter lässt er die hose an den beinen entlang nach unten rutschen und schüttelt sie ab.
drei schritte weiter fällt das shirt.
einen schritt weiter die boxershorts.

dann ist er am bett angekommen – so wie jeden donnerstag.
er kann nur umrisse erkennen, eine dunkle silhouette liegt auf dem bett, doch im widerschein der kleinen kerze erkennt er kaum mehr als das.
muss er auch nicht –
er weiß, was ihn erwartet.

so wie jeden donnerstag in den vielen monaten zuvor geht er rund um das bett, hebt die leichte decke und schlüpft darunter. wärme empfängt ihn, er kann einen körper neben sich spüren, einen körper, der leicht zurückweicht, als er sich nackt an ihn schmiegt. doch auch das kennt er, er lässt sich nicht abhalten, rückt näher, umfängt den anderen körper, fühlt ihn –
und schließt die augen.

***

(weiter.lesen.)

kerze im fenster. | 1

so wie jeden donnerstag steht er unter dem fenster und blickt nach oben.
so wie jeden donnerstag zählt er die fenster, kontrolliert, ob es auch wirklich das dritte von links im ersten stock ist.
so wie jeden donnerstag brennt genau dort, im dritten fenster von links im ersten stock, die kleine kerze.
meistens  eine rote –
an diesem donnerstag aber eine weiße.

und so wie jeden donnerstag steht er einen kleinen augenblick ganz still da unten, sieht nach oben, verliert sich in der flamme, ehe er die tür öffnet und in den dunklen hausflur tritt.

wenn dann die tür hinter ihm ins schloss fällt, wenn ihn der muffige geruch im flur in der nase kitzelt, auch dann hält er noch einmal inne, genießt die vorfreude, geht dann zur treppe und hinauf in den ersten stock.

dort, die tür mit dem kleinen blumenaufkleber.
er öffnet sie, ohne zu läuten, wie jeden donnerstag.
er hängt seine jacke an den kleiderständer, an den er sie jeden donnerstag hängt.
und so wie jeden donnerstag hört er schon die leise musik aus dem zweiten zimmer auf der rechten seite, neben dem bad.
leise, rhythmisch, immer die gleiche, nie eine andere.

und obwohl er das alles schon seit monaten kennt, erregt es ihn jedes mal aufs neue.
und jedes mal verstärkt sich diese erregung, er entdeckt neue feinheiten, kleine details, die er an den donnerstagen zuvor noch nicht entdeckt hatte.

so auch dieses mal.

***

(weiter.lesen.)

so gut. und so falsch.

weil ich mich heute erinnere.

sinn.wort.spiel.

es fühlt sich fantastisch an
und doch so falsch
jeder einzelne augenblick sticht wie tausend nadeln
und hinterlässt narben
widerwärtige
die erinnerungen wach werden lassen
jedes mal
wenn man sie anblickt

erinnerungen an die augenblicke
die sich so gut anfühlen
die sich nach mehr
nach öfter anfühlen
und die im nächsten augenblick
nur wieder
weh tun

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grau. so grau.

weil es passt,
heute mal wieder.

und überhaupt,
irgend.wie jeden tag.

sinn.wort.spiel.

grau, so grau.
und weit, so weit.
der himmel hoch droben –
und weg, weit weg du.

dein gesicht in den wolken.
deine stimme, musik.
dein kuss auf dem fenster –
und weg, weit weg du.

deine hand fest in meiner.
dein atem, neben mir.
dein blick jeden morgen –
und nah, so nah du.

***

ein versuch.

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der klub der ungeliebten. (#rezension)

liebes.romane?
gar nicht mein fall.

also, normalerweise.
aber dies.mal,
dies.mal ist es anders.
schon wieder.
gerade kürzlich habe ich einen liebes.roman gelesen, der eigentlich keiner war –
und doch irgendwie sogar einer der schönsten.

so wie Der Klub der Ungeliebten –
ein buch, das ich so schnell wohl nicht mehr vergessen werde.

‚Wenn es etwas gab, nach dem sie sich mehr sehnte als nach ihrem Leben hier, dann war es der Mann, der dort am anderen Ende dieser endlosen Gleise lebte.‘

unaufdringlich erzählt der autor die geschichte dreier menschen – cousin, cousine und ihre nachbarin – und die geschichte ihres lebens, ihres liebens.
die geschichte springt in den zeiten und in den erlebnissen der drei menschen, verirrt sich aber nicht und findet immer wieder den weg zurück ins jetzt.
was anfangs nach einer erklärung verlangt, wird auch erklärt.
es bleiben keine fragen offen, und doch werden so viele neue gestellt, die unbeantwortet bleiben.
bleiben müssen.

‚Wieso ist das Gras grün? Wie sieht ein Gefühl aus? Was ist der Sinn des Lebens? Und wieso verlieben wir uns?‘

ja –
wieso verlieben wir uns?
und wieso verlieben wir uns ausgerechnet immer dann, wenn es gerade nicht passt, in jemanden, der es nicht zu würdigen versteht?
was adam, coralie und ihre nachbarin francoise erleben, haben wir alle schon einmal erlebt –
auch wenn es hier ein wenig anders ist.
der autor versteht es, eine tief.gründige geschichte so feder.leicht zu erzählen, als wäre es ein märchen, eine geschichte für kinder –
und doch steckt so viel schmerz in seinen worten, dass das herz beim lesen manchmal einen kleinen hüpfer macht und sich tränen.erstickt zusammenzieht.
denn –
‚Überall dort draußen in dem Meer aus Beton, Asphalt und Stahl, klopfen unhörbar leise Millionen von Herzen im Rhythmus einer wehmütig schweren Melodie, der ich lausche – der ich schon immer gelauscht habe. Eine Melodie, die uns alle eint.‘

und genau das liebe ich an diesem buch besonders:
das, was uns alle eint, ist die liebe.
egal, wer wen liebt, ob mann und frau, mann und mann, frau und frau –
die liebe macht keinen unterschied,
sie liebt einfach,
ist immer genau.so schön oder genau.so schlimm,
je nachdem, wie es ausgeht.

doch das soll hier nicht verraten werden.

‚Ich bin ein Teil dieser Stadt und ein Teil dieser Welt. Mit jedem einzelnen Herzschlag.‘

***

Der Klub der Ungeliebten
Dennis Stephan

Incubus Verlag, Dortmund 2013
ISBN: 978-3-9815948-5-0