von wohl.tätern und geld.gebern. (#rezension)

‚Meinen Sohn hätte ich mir anders vorgestellt. Ich blickte manchmal vom Bildschirm auf und tat so, als würde ich nachdenken. Eigentlich beobachtete ich aber Manuel – (…).‘

üblicher.weise kennt man(n) seinen sohn ja.
man(n) war vielleicht bei seiner geburt dabei, man(n) hielt ihm die hand bei den ersten schritten, man(n) begleitete ihn am ersten schul.tag und tröstete ihn beim ersten liebes.kummer.
nicht so im buch geschenkt  von daniel glattauer.

geschenkt.

 

 

 

 

 

 

 

 

glattauers protagonist gerold plassek wusste vier.zehn jahre lang nicht, dass er neben einer tochter auch noch einen sohn namens manuel hat. und plötzlich sitzt dieser auch noch täglich neben ihm im büro und schaut ihm beim nichts.tun zu. die gespräche der beiden kommen nur zaghaft in gang – was redet man auch mit seinem sohn, der nicht einmal weiß, dass man sein vater ist, und der ein faible dafür hat, fragen mit komplizierten gegen.fragen zu beantworten.

‚ „Ich will nicht wissen, warum du nicht zurechtkommen sollst, ich will wissen, ob du zurechtkommst oder nicht“, erwiderte ich.
„Wer hat behauptet, dass du wissen willst, warum ich nicht zurechtkommen soll?“, fragte er.

unaufgeregt plätschert der anfang des buches dahin. spannende ereignisse werden so gekonnt in schein.bar un.schein.baren, bei genauerer betrachtung aber genialen sätzen beschrieben, dass man fast das gefühl hat, eigentlich passiert eh nichts – doch das gegen.teil ist der fall. die ereignisse überschlagen sich, privat und geschäftlich.
denn ein anonymer spender sucht gezielt zeitungs.ausschnitte aus dem blatt, bei dem gerold plassek als redakteur beschäftigt ist und die bunten Meldungen zum Tag verfasst, steckt sie gemeinsam mit zehn.tausend euro in ein kuvert und beschenkt so menschen in not.
kommentar.los, ohne einen hinweis auf seine person.

‚ „Im Kuvert des anonymen Spenders befand sich ein kleiner Zeitungsausschnitt. Nichts sonst, nur das Geld und dieser beigelegte Zeitungssauschnitt. Und jetzt raten Sie mal, welcher Zeitungssausschnitt das wohl war.“ ‚

es sind immer aus.schnitte von gerold plassek, die sich im kuvert befinden – und dieser kommt zum zweiten mal wie die jung.frau zum kind: warum gerade seine meldungen? warum nicht die von anderen? wer steckt dahinter? und ist das ganze vielleicht nur eine gut geplante werbe.aktion, von der er nichts weiß?
der früher so engagierte plassek, der mittlerweile lieber zur bier.flasche als zum blei.stift greift, wird eine kleine berühmtheit. jeder interessiert sich für seine person, jeder will etwas von ihm – doch so sehr er diesen zustand auch hasst, er hilft ihm doch bei einer scheinbar unüberwindbaren aufgabe: seinem sohn ein vor.bild zu sein.

‚ „Eins noch, Herr … Plassek, weil ich gerade Ihren Namen lese“, rief sie mir nach. „Plassek, Plassek … haben Sie einen Verwandten, der früher einmal für die Rundschau geschrieben hat?“
(…)
„Ja, das war mein blauäugiger kleiner Bruder, der Journalist werden wollte, um die Welt zu verbessern“, erwiderte ich.

„Und was ist aus ihm geworden?“, fragte sie.
„Ich“, sagte ich.‘

mit jeder neuen spende steigt das interesse, mit jeder neuen spende wird das band zwischen ihm und seinem sohn gestärkt. die von vater und sohn gemeinschaftlich verfassten berichte über die beschenkten werden zum fix.punkt in gerolds leben.
doch noch immer sucht die öffentlich.keit nach dem geld.geber –
und noch immer hat niemand auch nur die geringste ahnung, wer es sein könnte.

daniel glattauer gelingt es in ‚geschenkt‚, mit kleinen, aber wunderbar poetischen worten und sonder.baren satz.konstrukten die leser/innen sofort in den bann zu ziehen. selten habe ich mir bei einem buch so viele passagen laut vor.lesen müssen, nur um noch einmal den klang der worte zu vernehmen und mich daran zu erfreuen. manchmal vergisst man, dass das thema eigentlich ein ernstes ist, dass gerold plassek eigentlich ein schwer.wiegendes problem hat, und dass die geld.spenden auf eine bestimmte art für ihn noch viel wichtiger sind als für die in not geratenen menschen.
wer versucht, herauszufinden, um wen es sich bei dem anonymen geld.geber handelt, der übe sich jedoch in geduld. denn es ist wahrlich nicht einfach, während des lesens auf die lösung zu kommen – vielleicht sogar un.möglich?
die geschichte von gerold plassek und dem edlen spender beruht übrigens auf einer wahren begebenheit: die als wunder von braunschweig‚  bezeichnete serie von anonymen geld.geschenken in braunschweig begann im november 2011 und wurde bis heute nicht vollständig aufgeklärt.

das einzige, was mich an ‚geschenkt‚ irritiert hat, waren die vielen papier.flieger.
auf dem cover, am ende, ja es gibt im buch sogar einen vorlage.bogen für all jene, die keinen papier.flieger falten können.
warum?
wo kommt der papier.flieger vor? hab ich denn wirklich ein so wichtiges element einfach über.lesen, verdrängt, ihm nicht genug beachtung geschenkt?
kann denn das sein?

(sach.dienliche hinweise bitte in den kommentaren.
danke.)

ich glaube,

‚ (…) „das erzähle ich Manuel.“
„Wenn du dich noch daran erinnerst.“
„Doch, ich erinnere mich, ganz bestimmt.“ ‚

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Geschenkt
Daniel Glattauer
Deuticke im Paul Zsolnay Verlag, Wien 2014
ISBN: 978-3-552-06257-3

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dank an die buch.handlung meines vertrauens.

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eine kömodie in vier akten. (#rezension)

erster akt.
‚Wir befinden uns im Arbeitszimmer eines Paartherapeuten, der hier seine Klienten betreut. Der Raum sollte nicht nach „Arbeit“ riechen, sondern entspannte Atmosphäre vermitteln. Dieser Zwang zur Ungezwungenheit scheint sich gleichmäßig auf das gesamte Mobiliar zu verteilen.
(…)
Die beiden Besucher konzentrieren sich auf den Berater und scheinen mit Anspannung und Nervosität auf seine einleitenden Worte zu warten.‘

joana und valentin haben probleme. echte probleme.
ihre anfangs gute ehe scheint am ende zu sein – wenn es denn je eine gute ehe war. viel mehr scheint es ein kräftemessen gewesen zu sein, ein ich.bin.stärker.als.du, keine liebes.ehe, nein, eine kampf.ehe.
und doch ist da noch etwas, für das es sich zu kämpfen lohnt, ein kleiner funken nur –
doch genau den soll der berater zu neuem feuer entfachen.

zweiter akt.
jede kleinigkeit packen die beiden in diesem raum aus, selbst einzelne worte lassen die stimmung im raum nahezu explodieren.
(…)“Tja“ ist quasi seine Lebensphilosophie.‘, beklagt joana. tja, antwortet valentin.
der berater selbst bleibt stets gefasst, hat immer das ziel vor augen, möchte den beiden zeigen, was da noch ist zwischen ihnen – und zwar ‚das Licht und nicht den Schatten.‘ doch seine methoden entsprechen nicht immer dem, was sich das ehepaar vorstellt, zu heiter, zu lustig, zu esoterisch erscheint ihnen so manche übung.

dritter akt.
doch erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt –
und zwar gewaltig.
daniel glattauer schafft es in seinem komödiantischen kammer.spiel in vier akten, die leser/innen als stilles mäuschen in den raum mithineinzuholen, sie mitfiebern, angespannt den atem anhalten zu lassen, und sich abwechselnd auf die eine oder die andere seite zu schlagen. durchatmen? keine chance! wir haben schließlich ein ziel vor augen!

vierter akt.
‚Der Berater hat es plötzlich ziemlich eilig, die Verabschiedung einzuleiten.‘
auch wenn das ziel vor augen an sich eine gute sache ist, es hätten ruhig ein paar seiten mehr sein dürfen. zu schnell erreicht man als leser/in das ziel, klappt das buch zu und denkt: schade, das war’s schon?
ein wenig mehr tiefe hätte den charakteren nicht geschadet, stets treibt die geschichte nur knapp unter der oberfläche, schnappt manchmal hektisch nach luft, traut sich aber nicht so wirklich weiter nach unten in die untiefen, wo die wahren monster auf ihre entdeckung lauern.
oder macht gerade das die leichtigkeit dieser komödie aus, das schwappende und schwebende?

man wird das buch jedenfalls nicht verärgert in eine ecke werfen und aus dem zimmer stampfen, nein, sowas darf nur der therapeut.
‚Der Berater wirft wuchtig sein Handy ins Eck und stampft von der Bühne.‘

ende.

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Die Wunderübung
Daniel Glattauer
Deuticke im Paul Zsolnay Verlag, Wien 2014
ISBN: 978-3-552-06239-9

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dank an die buch.handlung meines vertrauens.

es geht los.

ja, es geht los.

ich hab jetzt ein virtuelles bücher.regal und bin mit meinem ersten buch auch gleich fertig.
und dann?
dann schreib ich eine rezension.
nicht meine erste, aber meine erste für diese aktion.

ich freu mich!

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blogger/innen, vereint Euch!

bloggen ist ja oft eine einsame sache.
man sitzt allein am computer, oft spät.nachts, mit müden augen und schmerzendem rücken.
der kaffee ist ebenso kalt wie die finger –
aber hey, man bloggt!

wirklich?
ist das so?

quatsch!
bloggen kann spaß machen, soll sogar spaß machen, man lernt neue leute kennen und erreicht noch mehr leute.
klasse!
und weil ich da auch gerne mit.mache, gibt es ab heute hier eine neue kategorie:
die rupertus.rezension.

blogger/innen aus salzburg lesen bücher, schreiben rezensionen –
und das alles nach einer idee meiner lieblings.buchhandlung in salzburg.
da sag ich doch leise danke und öffne das erste buch, das ich mir aus.suchen durfte.

auf bald!
und auf mehr!

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