ich bin dann mal weg. #urlaub

erinnerungen an den sommer klingen nach erdbeerlutscher und zitroneneis und erster liebe und zehen im sand.

aber das vermute ich nur.

denn meine neuen erinnerungen klingen nach klammen fingern und hustensaft, nach schmutzigem schnee und blauen lippen.

stürmische wellen haben meine erinnerungen an den sommer an blanken felsen zerschlagen, an einem kühlen tag im herbst,
nimm das!,
haben sie geschrieen,
wir sind hier, wir werden kommen, immer wieder, schon sind wir wieder da, wir sind da, sind weg, sind da, sind weg!

meine erinnerungen an den sommer sind zerschellt, verzweifelt versuche ich die bruchstücke wieder zu finden, ich will hinlaufen zu den felsen, ich will retten, was zu retten ist, doch da sitzen die neuen, die kalten erinnerungen, da am strand, ich kenne sie noch nicht so gut, aber ich kenne die blicke, die sie mir zuwerfen, bedeutungsschwer, mitleidsschwanger,
halte dich von den felsen fern,
sagen diese blicke,
wenn du ins rutschen kommst, dann –

noch ein bedeutungsschwerer blick, warnend,
wage es nicht, deine erinnerungen heraufzutauchen, wer braucht sie schon, deine erinnerungen an den sommer, vergiss sie doch, lass sie ertrinken!

stürmische wellen haben meine erinnerungen an blanken felsen zerschlagen, und ich soll zuschauen? soll vergessen, woher sie kamen, wohin sie gehen?

nein!
ich stürze mich in die wellen, vergesse die erinnerungen, die kalten, ich schwimme!

mit weit aufgerissenen augen starren mich meine erinnerungen an,
hol uns heraus!,
doch ich schließe meine augen, kann den anblick der zerschlagenen erinnerungen nicht ertragen, drehe mich weg.
unerledigter dinge klettere ich vom glitschigen felsen wieder hinunter, schwimme zurück an den strand, zu den anderen.
schon einen herzschlag später bereue ich es, das weglaufen, ertrinken lassen, doch warnende blicke und stummer protest belehren mich eines schlechteren –

erinnerungen an den sommer?

die klingen nach erdbeerlutscher und zitroneneis und erster liebe und zehen im sand.

aber das vermute ich nur, ich traue mich nicht, es zu wissen.

*

am 20. august bin ich wieder da.
juhu!

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stunden.glas.

ein blick in mein stundenglas.
es ruft mir zu
„nein! lass es doch sein!“
aber ich kann nicht, ich will nicht, ich werde mir das entgehen lassen müssen und am Ende dann doch erkennen –

alles ist nichts, aber nichts ist alles.

wie nichts alles sein kann, fragst du mich am morgen mit verträumtem blick, der noch die nacht erahnen lässt. alles ist nichts, wiederholst du meine worte, aber das stimmt nicht,
ich kenne soviel, für das es sich lohnt zu leben, zu sterben gar, aber sterben für nichts, nein, nie im Leben, für nichts gebe ich doch nicht mein leben auf.
ich schaue dich an, schweren herzens, warum nur nimmst du all meine worte so wörtlich?, vergiss das wörtliche, höre mit dem herzen, kannst du das?, hast du ein herz?

ich verlasse dein zimmer, dunkel ist es und stickig, du hältst die zeit gefangen, zu gern würdest du auch mich gefangen halten, aber ich bin wie der sand im Stundenglas, ich rinne dir durch die finger, du kannst mich nicht fassen, nicht halten, wie den sand.

weiß der sand denn von seinem schicksal? ahnt er das grausame spiel, das immerwährende umdrehen, sein nie ankommen, sein nicht einmal da sein?

er ahnt es nicht, dessen bin ich mir sicher, ahnungslos lässt er dich sein spiel mit ihm treiben, gerade stehen, am kopf stehen, wieder gerade, wieder kopf, endlos, und du!
du machst dir keine gedanken darüber, du machst es einfach, benutzt den sand wie du mich benutzen möchtest, aber es gelingt dir nicht.

ich lasse dich nicht an mich heran, du kannst mich nicht fassen, ich bin für dich wie der sand, deine finger fassen ins nichts,
und ich,
ich lache dich aus,
ich lache und
lache
und
lache

und kann nicht mehr aufhören.