irre.

irre.
das kann vieles bedeuten –
jemand kann irre sein.
etwas kann irre sein.
es kann verrückt bedeuten, wahn.sinnig, psychisch krank, super.toll.
oder unter.irdisch.grotten.schlecht.

was also schreiben, wenn das thema eines literatur.wettbewerbs irre lautet?
mann muss sich ein irre aussuchen, eines heraus.picken und daraus etwas machen.
solange schreiben, bis keine worte mehr aus den fingern fließen wollen.
solange schreiben, bis die worte da sitzen, wo sie sitzen sollen.
solange schreiben, bis man voll.kommen irre ist.

das ist schwierig.
eine echte heraus.forderung.
und vor allem ist es
voll.kommen

IRRE!

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sonne, mond und sterne.

während die sonne
sanft in den raum scheint
und sich dann hinter
den bergen versteckt
und das land
in zarte rosa schatten taucht
liege ich hier
allein
tränenverhangen
und denke an dich.

während der mond
sanft mich liebkost
und sich dann hinter
den wolken versteckt
und das land
in dunkelheit taucht
liege ich hier
allein
tränenverhangen
und denke an dich.

während die sterne
die wolken erleuchten
und sich dann wieder
verstecken
und das land
golden schimmern lassen
liege ich hier
mit dir
tränen vergessend
und sehe dich an.

*

(eingereicht zum literaturwettbewerb 2011 der akademie graz. thema: ‚zeitgenössische liebesgedichte‘.)

seidenblume.

kaum wage ich
dich anzusehn
schon ein blick in sehnsucht
könnte zuviel sein
dich zerbrechen
zerreißen
zerstreuen
und am ende wäre ich wieder
allein –

lieber werfe ich dir
gar keinen blick zu
lieber verzichte ich
auf jeden kontakt
und sei es nur
eine zarte berührung –

am besten wird es sein
ich nehme dich und
stelle dich an einen platz
an dem ich dir nichts
antun kann –

ich will dich nicht
verletzen
kleine seidenblume

*

(eingereicht zum literaturwettbewerb 2011 der akademie graz. thema: ‚zeitgenössische liebesgedichte‘.)

nachts.

nachts
wenn alle bösen tiere schlafen
wenn sie gefangen sind in träumen
viel zu süß für böse tiere
dann sind sie keine bösen mehr
bloß tiere
von hoffnung erfüllt
erschüttert von liebe

erst
wenn die morgensonne sie weckt
erinnern sie sich
dass sie böse tiere sein wollen
und ergeben sich
ihrem selbst erwählten schicksal

*

(eingereicht zum literaturwettbewerb 2011 der akademie graz. thema: ‚zeitgenössische liebesgedichte‘.)

seit du weg bist.

seit du weg bist
zähle ich die tropfen
die sich jeden abend
an mein fenster setzen.

seit du weg bist
träume ich von wesen
die des nachts kommen
und mein herz zerfetzen.

seit du weg bist
erwache ich morgens
nicht mit einem lächeln
sondern mit tränen auf der wange.

seit du weg bist
steht meine tür
jede nacht offen –
brauchst du noch lange?

*

(eingereicht zum literaturwettbewerb 2011 der akademie graz. thema: ‚zeitgenössische liebesgedichte‘.)