achtung, dieb.stahl! (#kolumne)

das erste mal begegnete mir geistiger dieb.stahl vor ein paar jahren, als ich mit einem meiner älteren gedichte bei einem wett.bewerb mitmachen wollte –
und nicht schlecht staunte, als ich einen anruf bekam, in dem mir mitgeteilt wurde, dass keine plagiate eingereicht werden dürfen, dass das straf.bar sein …
und dass ich mit einer anzeige rechnen müsse.
da hatte doch wirklich jemand eines meiner gedichte, das ich irgendwann mal auf einem meiner ersten blogs veröffentlicht hatte und dem ich neues poetisches leben einhauchen wollte, wort für wort einfach kopiert und als seines ausgegeben.
der vorfall wurde geklärt, die anzeige bekam der andere –
und ich erkannte plötzlich, wie wichtig es ist, auch geistiges eigentum zu schützen, weil es so schnell gehen kann, dass jemand etwas als seines ausgibt und im schlimmsten fall damit sogar erfolg hat.

der haus.verstand sagt uns zwar ganz klar, dass geistiges ebenso wie materielles eigentum jemandem gehört, dass man es nicht einfach benutzen kann und dass man, wenn man es schon benutzt, die quelle angeben und gegebenenfalls dafür bezahlen sollte – die realität aber ist eine andere.
jahre nach dem vor.fall mit meinem gedicht habe ich auf face.book eine gruppe gegründet, in der absicht, andere verrückte wie mich kennenzulernen, die eine vor.liebe für orchideen haben und ihre familie nicht mit allzu vielen details belästigen wollen.
binnen kürzester zeit war diese gruppe die größte deutsch.sprachige orchideen.gruppe auf face.book, mehrere tausend menschen zeigten täglich fotos ihre pracht.stücke und erfreuten sich an den lobenden worten ihrer mit.menschen.
auch ich, natürlich.
besonders stolz war ich auf ein foto meiner paphiopedilum ‚pinocchio‘ orchidee, eine so gennante revolver.orchidee, die sehr lange blühen kann, weil sie noch während der blüte neue knospen erzeugt, die sich öffnen, sobald die andere blüte abgefallen ist.
oder auch nicht:

© Sybille Ebner - sinn.wort.spiel.

© Sybille Ebner – sinn.wort.spiel.

mein pinocchio nämlich behielt einfach alle blüten, bis er drei auf einem blüten.trieb vorweisen konnte –
ich war sehr stolz darauf, meine orchideen.freund/innen begeistert, die geschichte vom pinocchio mit den drei blüten drang sogar bis nach amerika durch, wo ein amerikanischer orchideen.freund ganz stolz das foto meiner orchidee präsentierte und mir virtuell die unglaublich netten anerkennenden worte seiner kolleg/innen übermittelte.

ich hatte sogar ein zeit.raffer.video aufgenommen, in dem zu sehen war, wie mein pinocchio seine dritte blüte öffnete –
bis heute eins der videos meiner orchideen, das ich wirklich gern anschaue, auch weil es das erste war, das wir drehten, und obwohl in der ersten nacht die kamera nicht so wollte wie wir und einige kleinere zeit.sprünge so nicht zu verhindern waren.
magisch ist es trotzdem – oder deswegen.

einige monate später kam ein neues mit.glied der orchideen.gruppe auf die an sich gute idee, sich und seine orchideen den anderen mit.gliedern vorzustellen …
und auf wunder.same weise fand sich unter den bildern seiner orchideen eben jener pinocchio, für den ich einst so viel lob erhielt.
ich kommentierte mit dem link zu meinem video, er erkannte den wink mit dem zaun.pfahl und verließ sofort die gruppe –
und ich habe gelernt, keine fotos mehr ohne wasser.zeichen zu posten, nicht einmal in einer geschlossenen gruppe.
nicht, dass es wahn.sinnig wichtig wäre, ich verdiene damit ja kein geld, aber für mich hat das recht viel mit respekt zu tun, mit ehr.gefühl und der tatsache, dass ich nichts stehlen möchte, weder materielle dinge noch geistiges eigentum wie texte oder fotos.

all diese kleinen vor.kommnisse (und noch ein paar weitere mehr) sind mir heute morgen wieder eingefallen, als ich noch im bett liegend meinen instagram.feed durchschaute und plötzlich das bild einer mala vor mir war, das mir seltsam bekannt erschien –
und doch auch wieder nicht.
als ich dann den dazu gehörigen text gelesen habe, war ich gänzlich verwirrt:
es klang wie der text der mala.fotos einer lieben freundin, die zu ihren hand.gefertigten malas sehr eigen.willige und liebe.volle texte schreibt und ihnen ganz eigene namen und so einen ganz speziellen wieder.erkennungs.wert verleiht –
das kann man zwar nach.machen, dennoch erkennt man als sprach.affiner mensch sofort den unter.schied zwischen dem original und der kopie.
bei näherem hin.sehen merkte ich schnell, dass sich wohl jemand die art meiner freundin zu eigen gemacht hat, malas zu fotografieren und zu beschreiben, aus mir unerfindlichen gründen, aber ich spürte sofort wieder den kleinen stich in meinem herzen, den ich das erste mal verspürte, als jemand sich meinen text als falsche feder an den hut steckte –
und der jedes.mal wieder kommt, wenn ich sehe, dass dinge kopiert werden, nach.gemacht, ohne mit der wimper zu zucken.
einfach deshalb, weil ich weiß, wie weh es tut, wenn so etwas passiert, und wie wenig hand.habe man in wahrheit dagegen hat.

gerade bei texten ist es oft sehr leicht zu erkennen, was das original und was die nach.ahmung ist –
denn auch wenn wir alle in der volks.schule schreiben lernen, so ist schreiben können doch etwas anderes als nur buch.staben zu worten zusammenzusetzen.

nicht, dass Ihr mich falsch versteht:
auch ich lasse mich gern von anderen inspirieren, freue mich über neue anregungen und ideen, auf die ich selbst nie gekommen wäre –
aber das hat für mich grenzen.
sobald ich das gefühl habe, jemanden all.zu.sehr nachzumachen, frage ich um erlaubnis, das zu tun, und nenne die person als quelle meiner inspiration.
dass jemand etwa den kompletten blog eines anderen kopiert und damit geld verdient, ist nicht nur moralisch höchst frag.würdig, sondern sogar straf.bar –
und in manchen fällen schwere geschäfts.schädigung:
etwa in dem fall, als mein ehemaliger arbeit.geber bemerkt hat, dass jemand eine komplette gewürz.linie kopiert hat, inklusive layout und sogar rechtschreib.fehler in der beschreibung.

manche von uns sind eben kreativer als andere, egal ob es um worte oder gewürz.mischungen geht – und das ist vollkommen in ordnung so.
deswegen kann man menschen wie mich etwa engagieren, um von ihrer kreativität zu profitieren –
man kann sich texte kaufen, fotos, nutzungs.rechte an was auch immer, man kann work.shops besuchen und von anderen lernen, und man kann sich sogar besondere deals aus.machen:
du bekommst von mir einen text, ich bekomme dafür von dir ein foto oder ein spezielles salz.

nur eines ist einfach nicht in ordnung:
geheim ideen klauen und als seine eigenen ausgeben –
denn das ist dieb.stahl, wenn es sich um im.materielles eigentum handelt …

leider mit einem kleinen unterschied:
diesen dieb.stahl kann man sehr oft nicht nach.weisen.

*

was ich in all den fällen gerlernt habe?
wenn Euch etwas sehr wichtig ist, postet es nicht ohne wasser.zeichen oder logo, sperrt den rechts.klick auf Eurer seite, damit nichts einfach so heruntergeladen werden kann –
und scheut Euch nicht, auch mal anzeige zu erstatten.
im fall einer blogger.freundin, deren kompletter blog kopiert wurde, wirkte das wahre wunder:
der fake.blog wurde geschlossen, jene, die alles kopierten, angezeigt …

und genau so soll es sein.

***
dank an meinen ehe.mann für das video und an martin reiher für die musik.

***

© Denis Junker - Fotolia.com

© Denis Junker – Fotolia.com

 

 

4 Kommentare zu “achtung, dieb.stahl! (#kolumne)

  1. Liebe Sybille!

    Danke für diesen Artikel! Das Thema betrifft mich auf mehreren Linien persönlich… Ich bin oft überrascht über die große Dreistigkeit und die kleine Wahrhaftigkeit der Menschen. Ich musste mich bei der Lektüre ehrlich aufregen und arbeite jetzt wieder am Mitgefühl für die Menschen, die keine eigenen Ideen haben.

    Alles Liebe,
    Lena.

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    • liebe lena,

      danke für diesen kommentar.

      traurig, dass so viele menschen ebenfalls so schlechte erfahrungen machen müssen!

      einen wunderbaren montag! :)

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  2. Vollkommen richtig – die Kreativen brauchen Schutz vor den Kopisten (angeblich soll diese Form heute manchmal „teilen“ heissen). Wenn jemand die ungezügelte Weiterverwendung möchte kann er das ja angeben.

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