roter regen | 31


… spuckte rotes wasser, ich hustete mir meine verdammte seele aus dem leib, und als ich wild um mich schlagend zum sitzen kam, bemerkte ich erst, dass ich wieder in meinem keller war, in dem zimmer hinter der verfluchten tür.
und dass in meinem kopf diese stimme sang, so, als wäre nichts geschehen.

nur langsam kam ich wieder im hier und jetzt an.
ich lag hustend auf dem rücken, ich war nass, und ich zitterte am ganzen körper.
was, bitte, war soeben geschehen? wo war ich gewesen? was hatte ich da erlebt?
soweit ich mich erinnern konnte, war ich niemals dem ertrinken nahe gewesen, aus dem einfachen grund, dass ich niemals in einem see geschwommen wäre. geschweige denn im meer.
und selbst wenn –
nicht einmal die gewässer des roten meeres waren wirklich rot. wo also war könnte so etwas passiert sein?

es gab nur eine erklärung für das alles:
ich war verrückt geworden, ich hatte vollkommen den verstand verloren.
während ich mich aufsetzte, um nach meinem camcorder zu sehen, bemerkte ich, dass ich mich irgendwie schleimig anfühlte.
im dämmrigen licht des kellers konnte ich wenig erkennen, also stand ich auf, nahm den camcorder vom gürtel, und ging leicht schwindelig nach oben, zurück in die küche.
ich hatte keine ahnung, wie viel zeit vergangen war – es war mir aber auch egal.
was bedeutete schon zeit, wenn man auf der suche nach einer möglichkeit zu werden war?

im flur vor der küche kam ich an einem alten spiegel vorbei, der schon hier gehangen hatte, als ich eingezogen war. ich fand die vorstellung, dass lady eleonore sich einst in genau diesem spiegel betrachtet hatte, sehr aufregend, deshalb hatte ich ihn hängen lassen.
wie immer, wenn ich vorbei ging, warf ich einen kurzen blick hinein, doch heute erschrak ich wie nie zuvor:
aus dem spiegel schien mir ein blut.rotes monster entgegenzublicken, mit stechenden, kalten augen und einer haut, die aus jeder pore zu bluten schien.
ich schrie auf, erschrak erneut wegen des ungewohnt schrillen klangs meiner stimme, dann blieb ich wie erstarrt stehen.

das da im spiegel, das rote etwas, das war ich.
mein gesicht, mein hals, meine schultern, ja mein ganzer körper war bedeckt von einer milchig roten flüssigkeit, die wie blut aussah und auch ein wenig so roch. ich wagte es nicht, davon zu kosten –
zu groß war die angst, es könnte wirklich blut sein.
langsam, mit ungläubigem staunen in den augen, wandte ich mich vom spiegel ab.

der camcorder würde warten müssen –
ich brauchte dringend eine dusche.

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4 Kommentare zu “roter regen | 31

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