die sache mit den klischees. (#kolumne)

gestern bekam ich eine aufgeregte nachricht eines bekannten:
er habe gerade auf meiner facebook.seite gelesen, dass ich nicht an einhorn.fohlen.essenz glauben würde, und dann habe er sich auf meiner seite ein wenig umgesehen und festgestellt, dass ich auch impfen befürworten und mich nicht von chemtrails einschüchtern lassen würde.
und das, obwohl ich doch yoga.lehrerin sein möchte!

beim lesen dieser zeilen blieb mir kurz das lachen im hals stecken.
muss man denn sämtliche verschwörungs.theorien nicht nur glauben, sondern auch noch verbreiten, um als echte yogini zu gelten?
offenbar.
dabei hat sich yoga selbst doch schon längst von seinem rein esoterischen ruf befreit, dachte ich, wurde es doch wissenschaftlich erforscht und für wirksam befunden –
und sollte daher als anerkannte therapie.form wahrlich nicht mit unseriösen gefährlichkeiten verglichen werden, die wissenschaftlich nachgewiesen allesamt nicht wirken.

ganz ehrlich:
nur weil ich yoga mache, glaub ich noch lange nicht an chemtrails.
(denn es gibt keine chemtrails.)
nur weil ich nach meiner yoga.praxis in stille sitze (manche nennen es meditieren), nehm ich noch lange keine homöopathischen zaubermittelchen gegen echte krankheiten.
(denn homöopathie wirkt höchstens als placebo, doch daran glaube ich nicht.)
und nur, weil ich spüre, wie gut yoga körper und geist tut, lehne ich noch lange keine impfungen ab.
(denn impf.gegner/innen sind gefährlich.)

sogar die tat.sache, dass ich gerne golden milk trinke, wenn ich merke, dass mir eine erkältung in den knochen sitzt, hat keinen esoterischen hinter.grund –
ayurveda etwa bietet viele wirksame, aber natürliche (weil pflanzliche) mittel gegen verschiedenste krankheiten …
und die sind mittlerweile sogar schul.medizinisch erforscht.
(denn auch wenn viele schwurbler/innen glauben, wir skeptiker/innen nehmen medikamente mit dem ess.löffel ein –
das stimmt natürlich nicht!)

und ich gestehe:
die gurken.scheiben in meinem wasser.glas haben rein gar nichts mit detox zu tun, wasser ohne geschmack ist mir bloß zu langweilig.
(im menschlichen körper befinden sich nämlich keine schlacken.)

die vorstellung davon, was yoga angeblich ist, hat sich bei uns im lauf der jahre recht wenig verändert:
die menschen denken an ungewaschene öko.freaks, die selbst im winter barfuß gehen und durchgehend om shanti shanti shanti singen. yogi/nis tragen weite hosen und manchmal flipflops, leben immer vegan und arbeiten nicht, sondern sitzen tief atmend in der natur  und flechten sich mit verklärtem blick blumen in ihre natürlich langen, aber fettigen haare. außer ihrem ruf eilt ihnen nur der geruch von räucher.stäbchen voraus.

wer so nicht ist, kann kein echtes yoga praktizieren, hörte ich letztens.
bestes beispiel dafür, dass das quatsch ist:
erin motz, besser bekannt als bad yogi.
diese junge frau setzt sich nicht nur für ein neues image in der yoga.community ein, sondern nimmt eingefahrene strukturen auch gern mal auf den arm.

und ich denke, das ist wichtig:
niemand sollte an verschwörungs.theorien glauben, weil neunundneunzig prozent davon nichts als heiße luft sind.
niemand sollte sünd.haft teure einhorn.fohlen.essenz kaufen – fyi: es gibt keine einhörner.
und niemand sollte anderen vorschreiben, wie sie zu sein haben …
egal ob es sich um yoga.lehrer/innen, bus.fahrer/innen oder verkäufer/innen handelt.

vermutlich ist es so, dass menschen, denen achtsam.keit im all.tag oder dinge wie umwelt.schutz eher am herzen liegen, eher yoga machen –
und sich vielleicht auch bewusster darüber sind, dass meditation kein sinn.loser zeitvertreib ist, sondern ein von der wissenschaft erforschtes und anerkanntes mittel gegen stress, angst.störungen und sogar depression sein kann.

es ist nämlich ein unterschied, ob man sich unreflektiert den wildestes theorien hingibt und diese im schlimmsten fall sogar verbreitet –
oder ob man nach genauer recherche für sich passende mittel wählt, um den all.tag besser zu bewältigen und vielleicht sogar krankheiten zu vermeiden oder gar zu heilen.
und nein, ich meine damit keine mittelchen, die uns eine heile welt versprechen –
denn man muss immer selbst in die gänge kommen, um etwas zu verändern.

für mich ist yoga ein mittel, mich selbst besser kennenzulernen, stress abzubauen, zur ruhe zu kommen, im all.tag ruhiger bleiben zu können, egal welche dinge auf mich zukommen –
und ich konnte yogische atmung sogar dafür nutzen, bei meinem aller.ersten tauch.gang trotz kleiner angst.anfälle unter wasser ruhe zu bewahren und im wahrsten sinne des worte tief durchzuatmen.
dazu gehört für mich auch, nach der praxis still zu sitzen, mich auf meinen atem zu konzentrieren und den geist von all dem lärm und stress zu befreien, der uns tag.täglich pausen.los umgibt.
doch nicht nur das:
acht.sam mit der welt und den menschen umzugehen, meine kinder zu lehren, ihren ökologischen fuß.abdruck im auge zu haben, sinn.losen plastik.müll zu vermeiden, anderen zu helfen und darauf zu achten, was ich wo einkaufe …
all das ist im weitesten sinne yoga.

aber ich möchte unbedingt festhalten:
ich singe weder durchgehend indische mantras, noch sage ich om shanti anstelle von prost, ich gehe ganz normal zum arzt, wenn ich krank bin, und ich bin eine verfechterin der schul.medizin und davon, dass dinge beweisbar sein müssen, bevor man an sie glaubt –
denn glauben bedeutet ja eigentlich nicht wissen.
ich gehe sogar soweit zu sagen:
wenn man die wirksamkeit eines mittels nicht beweisen kann, es aber im gegen.teil beweisbar ist, dass dieses mittel schädlich oder gar höchst gefährlich bzw. vollkommen wirkungs.los ist, dann gilt:
finger weg!
etwa, wenn jemand propagiert, chlor.bleiche als einlauf zu verwenden:
dann nehmt Eure beine in die hand und lauft.

und wenn, wie hier nachzulesen, Euer kind schüchtern ist, dann probiert es doch mit liebe und unterstützung (und oh wunder, da kann gemeinsames yoga wirklich helfen), nicht aber mit essenzen von fabel.wesen oder weißen kügelchen, die nicht nur gefährlich sind, sondern Eurem kind sogar ein gewisses sucht.verhalten lehren –
das könnt Ihr doch nicht wollen!

yoga und esoterische schwurbeleien gehen nicht hand in hand –
denn die wirksamkeit von yoga wurde in klinischen studien bewiesen …
und das ist etwas, das mir persönlich sehr wichtig ist.

wir leben in einer welt, in der viele menschen die furchtbarsten dinge glauben und sich nicht von diesem glauben abbringen lassen –
kein argument der welt kann sie zurück in die welt der fakten und tat.sachen bringen.
nicht einmal, wenn ihre kinder leiden und dem tode nahe in krankenhäuser gebracht werden, sehen sie ein, dass eine impfung vielleicht doch besser gewesen wäre.
und anstatt aufzustehen und sich durch bewegung wieder ein besseres körper.gefühl anzueignen, pilgern sie aus faul.heit zu angeblichen geist.heiler/innen und lassen sich energetisch ihre wirbel.säule begradigen.

nein, da mache ich nicht mit, ganz sicher nicht!
ja, ich bin yoga.lehrerin, ich  möchte menschen auf ihrem weg zu einem glücklicheren und gesünderen selbst begleiten, und ja, ich bin bestimmt alternativer als viele meiner mit.menschen und gelte in meinem bekannten.kreis als kräuter.hexe, weil ich für viele wehwehchen ein mittel kenne, das etwa bei den ersten symptomen einer erkältung linderung verschaffen kann …
aber ich trage keinen alu.hut –
der würde mir beim herabschauenden hund auch andauernd vom kopf fallen.

oh –
vielleicht ist das die lösung!

namaste!

***

© Denis Junker - Fotolia.com

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5 Kommentare zu “die sache mit den klischees. (#kolumne)

  1. Pingback: Zauberei gibt es nicht – oder: Warum ich gegen Schwurblerkram kämpfe – Sibl and the Wheel | Yoga

  2. Find’s einfach ganz schlimm, welche Erwartungen und Vorurteile mit Yoga verbunden sind. Aber vermutlich muss jeder Sport, jede Lebensart, alles und jedes mit derart stupiden Klischees kämpfen. Lustig ist anders. :/

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    • ja. mich trifft das auch wirklich hart, weil ich ganz anders bin.
      da ist man schnell außenseiterin.
      sogar im yoga.

      und genau da glauben die leut ja, besonders offen zu sein … aber das ist quatsch, hab ich bemerkt. grad hier ertrinkt man in meeren an dogmen.

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