zu früh ist das neue zu spät.

wer kennt das nicht:
man bestellt etwas wunderhübsches im internet, man freut sich, man zählt die stunden, die minuten.
wann, wann endlich wird das gute stück bei mir sein?
dann der geistes.blitz:
warum nicht einfach in der paket.verfolgung nachsehen, wann es eintreffen wird?
freitag, 11.uhr.15,
sagt die paket.verfolgung.
super, dann weiß man ja, worauf man sich freuen kann.
am mittwoch.
und am donnerstag.

endlich, es ist freitag.
nur mehr eine stunde, dann ist es 11.uhr.15.

eine halbe stunde später, um 10.uhr.45, läutet es an der tür.
der post.mann ist da.
mit einem paket in der hand.
was?
laut online.paket.verfolgung. sollte das paket doch noch im liefer.wagen sein.
was macht man jetzt nur mit dem paket, es ist viel zu früh, man konnte sich doch noch gar nicht geistig darauf einstellen, es schon jetzt in händen halten zu dürfen.

darüber muss man sich doch beschweren!
aber nicht telefonisch oder gar per mail, nein:
öffentlich, im sozialen netz.werk, macht man seinem un.mut luft.
damit es nur jeder mitbekommt, was da abläuft!
zu früh zugestellt, ja ist denn das die möglichkeit!
und wehe, irgendwer merkt an, dass es doch schön ist, wenn das paket zu früh kommt –
nein, eine frechheit ist das!
die gesamte tages.planung gerät aus dem konzept!
was bilden sich die leute auch ein, sie könnten alles kommentieren, auf öffentlichen seiten, das ist doch privat.sache!
also schnell eine nachricht an den kommentierenden getippt, auf dass er nie wieder einen kommentar abgebe, und dann gleich noch die freundschaft im sozialen netz.werk gekündigt.

so.

das wäre ja noch schöner, wenn man seiner wut nicht unkommentiert auf einer öffentlichen seite luft machen könnte, wo käme man denn dann hin?

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es ist eine sache, sich zu beschweren.
es ist eine andere sache, sich über dinge zu beschweren, über die andere sich bestimmt freuen würden.
denn es gibt wahrlich genügend dinge, über die man sich wirklich aufregen kann.
und muss.
und es ist wieder eine andere sache, wie man mit kritik umgeht.

vielleicht wäre es, für den anfang, eine gute idee, das wort freundschaften in sozialen netzwerken auszutauschen.
wie wäre es, statt einer freundschafts.anfrage eine kontakt.anfrage zu verschicken?
dann hätte man anstelle von 900 freunden, von denen man gerade einmal 100 persönlich kennt, einfach 900 kontakte.
denn wahre freund/innen löschen nicht sofort jeglichen kontakt, wenn mal ein wenig gegen.wind weht –
wahre freund/innen kennt man aber auch nicht nur digital.
wirts.haus ist das neue face.book.

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© Denis Junker - Fotolia.com

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